Herren gehen als Verlierer aus zwei Völkerschlachten heraus
Mit einem besseren Gefühl hätten die EHC-Herren eigentlich nicht in die vergangenen zwei Spiele gegen HCLG Leipzig und den Leipziger SC starten können. Immerhin hatte man gegen den Tabellenzweiten aus Dresden gewonnen und damit eine drei Spiele andauernde Serie an Heimsiegen aufgebaut. Doch leider sollte das Märchen in der Walter-Gropius-Halle kein glückliches Ende haben. Was das genau bedeutet, erfahrt ihr nun…
Am 22. Januar spielte der Erfurter HC gegen die Eulen vom HCLG. Wir starteten furios in die Partie und ergriffen früh die Initiative. Sinnbildlich dafür war Christian Balles‘ schöne Einzelaktion, die zwar nicht im ersten Versuch, aber dann im Nachschuss vom quirligen Dennis Pahl im 1 zu 0 resultierte. Wenig später baute Erfurt seine Führung mittels gewohnter Strafecken-Variante von Nils Bergling weiter aus und von den Gästen war noch fast nichts zu sehen. Plötzlich setzten diese aber ihren ersten überraschenden Nadelstich und verkürzten auf 2 zu 1. Keine 120 Sekunden später antworteten die Gastgeber vorbildlich und mentalitätsstark mit dem nächsten Treffer durch Christian Balles und stellten damit den alten Abstand wieder her. Allerdings ließen die Gäste nicht zu, dass wir mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause gehen konnten und schlossen nicht nur an, sondern glichen auch noch aus, wobei wir nicht ganz wussten, wie uns geschah.
Nach dem Seitenwechsel machten die Sachsen genau so weiter, wie sie aufgehört hatten und versetzten uns einen weiteren Doppelschlag. Erneut war es ein Balles, diesmal Martin, der zumindest eine erste Antwort parat hatte. Trotz missglückter Hereingabe blieb dieser ruhig und versenkte den Ball am Keeper vorbei rechts unten im Tor. Kurz durften wir wieder hoffen; Umso tiefer schmerzte der nächste Stich der Gegner zum 4 zu 6. Anschließend gab Nils Bergling, diesmal mittels Siebenmeter, die dritte und traurigerweise letzte schnelle Antwort – „Traurigerweise“, da Erfurt den an diesem Tag unvermeidbaren, mittlerweile schwertähnlichen Stichen aus dem Osten nicht ausweichen konnte und jetzt ein 5 zu 7 auf der Anzeigetafel stand. Dies sollte auch der Endstand sein, woran sowohl das Spielen mit einem Feldspieler mehr (dafür ohne Torwart) sowie ein zweiter Siebenmeter (der eigentlich im Tor war, aber vom Schiedsrichter nicht gewertet wurde) nichts änderten.
6 Tage später war der Tabellenführer namens Leipziger Sport Club zu Gast. Nach leichtem Übergewicht der schwarz-roten Sachsen aber vereinter Abwehrarbeit der grün-schwarzen Thüringer in der Anfangsphase ereignete sich zum ersten Mal seit langem ein 1 zu 0, das nicht wir sondern die Gegner erarbeiteten. Wir konnten zwar den ersten Schuss ihrer Strafecke parieren, aber in der Abwehr des zweiten Balls waren wir machtlos. Kapitän Nils Bergling erfreute die Zuschauer darauffolgend und abermals nach Ableger-Variante bei einer Strafecke mit dem 1-zu-1-Ausgleich. In einer von vorne bis hinten suboptimalen Situation kassierte der EHC dann jedoch das 1 zu 2… Das war allerdings kein Grund zum Verzagen, da Bergling aus relativ spitzem Winkel seinen zweiten Doppelpack in Folge herbeiführte. Etwas mehr Verzagen bereitete Sekunden vor Pausenpfiff meine verunglückte Rettungsaktion bei einer gegnerischen Ecke, die durchaus als Eigentor zu registrieren ist.
So stand es zu Beginn der zweiten 30 Minuten 3 zu 2 für unsere Gegenüber. Bei solch einem Stand ist noch alles offen, weshalb wir fest entschlossen in die erste Aktion dieses Abschnitts reingingen. Leider lag neben Entschlossenheit scheinbar ebenfalls Schläfrigkeit vor, denn der LSC baute seine Führung ohne wirklichen Aufwand und für niemanden fassbar zum 2 zu 4 aus. Eine rasche Antwort ließ erstmal auf sich warten, allerdings fügte Leipzig auch keinen ergänzenden Kommentar hinzu (damit meine ich hockeytechnisch; verbal taten sie dies nicht ungern). Irgendwann kam dann aber die Phase des EHC: In dieser schlenzte Christian Balles die Kugel mit Ruhe und Übersicht zum 3-zu-4 ins Leipziger Tor, und Dennis Pahl schweißte den Ball aus schwieriger Position gleichbedeutend mit dem Ausgleich im Kasten ein. Nachvollziehbar ernüchternd war das daran anknüpfende 5 zu 4 aus Sicht der Gegner. Das allerletzte Highlight der Partie war schockierend zugleich Höhepunkt der Euphorie und Maximum der Enttäuschung im Erfurter Team und Publikum, da Martin Balles das vermeintliche spektakuläre 5 zu 5 erzielte, welches nach Absprache der Schiedsrichter auf nicht zu 100% erklärliche Weise dann doch aberkannt wurde.
Gegen HCLG fehlte die Besonnenheit, gegen LSC mangelte es an Konzentration. Bei beiden kam außerdem kein Glück hinzu. Einen harten Kampf und Willen ließ der EHC dennoch nicht vermissen. Wenn wir es schaffen, die letzte Zutat beizubehalten und die drei vorhergenannten hinzuzugeben, ist uns definitiv das Rezept zum Klassenerhalt nicht vorenthalten. Vielleicht schießen wir ja dann mal mehr Tore, während wir uns weniger davon fangen, damit auch meine Spielberichte nicht mehr so ein Hin und Her werden.