Eine Niederlage wie ein Sieg bei der Weltmeisterschaft!

Eine Niederlage wie ein Sieg bei der Weltmeisterschaft!

Meisterschaft der Knaben A beim ATV Leipzig, 18.08.2018

Wir müssen zugeben: Auch in voller Besetzung hatten die Erfurter A-Knaben schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Die Knaben A von ATV Leipzig haben einige hochklassige Spieler im Angebot, die nicht umsonst schon bundesweit auffallen. Der deutliche Tabellenführer hatte bisher Leuna 17:0, HCLG 14:0, Weimar 8:1 und Tabellendritten Dresden 3:0 besiegt. Lediglich Jena hatte ein Unentschieden geschafft. Erfurt, aktuell Rang 6 (von 10) wusste sich schon einzuordnen. Dann stellte sich im Laufe der Vorbereitungswoche heraus: Wir kriegen noch nicht mal eine ganze Mannschaft zusammen. Von denen, die mitreisten, hatten einige noch nie ein Spiel auf dem Großfeld durchgespielt. Das würden nicht nur für sie 60 sehr schwere Minuten in der Hitze werden.

Mit zehn Spielern fuhren wir voller Realismus nach Leipzig. Aufgrund mehrerer Schwierigkeiten kam der Bus erst kurz vor Spielbeginn an, so dass eine richtige Erwärmung nicht mal stattfinden konnte. Lediglich die Abwehrreihe war schon eingelaufen. Die Leipziger (mit voll besetztem 16er Kader) müssen sich innerlich gefreut haben, als sie ihre abgehetzten und nicht nur zahlenmäßig schmaleren Gegner gesehen haben.

Was sie aber an Körperlichkeit und Hockeyerfahrung im Vergleich weniger zu bieten hatten, konnten die Erfurter A-Knaben in ihrer Schnelligkeit, Laufbereitschaft, Bissigkeit und ihrem starkem Willen gut machen. Die Arbeit im Straußberger Trainingslager machte sich bemerkbar: Schon in den ersten 10 Minuten rasselte es an Chancen für die Erfurter! Martin war in der „Coaching-Zone“ kaum zurückzuhalten, rief andauernd Anweisungen zu und stärkte seine Truppe. Mit den sprintstarken Arnulf und Johannes kam der Ball immer wieder überraschend schnell in den Schusskreis. Die Leipziger wussten gar nicht so richtig, was ihnen geschieht. Als unser erstes Gegentor kurz vor der Halbzeit recht unerwartet fiel, war die Erleichterung bei den Heimfans hörbar.

Erschöpft und frustriert saßen unsere Jungs im Schatten 1:0 zurück. Martin lieferte eine 1A Motivationsrede, lobte zurecht die Einstellung und Mut seiner Mannschaft. Und er hatte Recht: Sie hätten schon deutlich in Führung liegen können, denn das Gegentor kassierten sie aus einer Situation, die man nicht wirklich „Chance“ nennen konnte. Die erfahrenen Innenverteidiger Lorenz und Benedikt hielten den Schusskreis souverän frei, und Gregor konnte mit seinem starken Stellungsspiel die linke Seite immer wieder dicht machen. Echte Chancen hatte bis dahin nur der EHC gehabt.

In der zweiten Halbzeit stellte sich ATV besser auf unsere schnellen Spieler ein. Trotz der soliden Abwehrarbeit fiel das zweite Gegentor kurz nach der Pause. Kaum ging es aber wieder los, brachten die Erfurter schnell und geschickt den Ball nach Vorn, und Johannes konnte sich gegen den Leipziger Torwart behaupten. Verdientes Tor für Erfurt!

Was folgte war ein wildes Hin- und Her. Eine überhitzte Aktion unsererseits brachte den Leipzigern ein Sieben-Meter, das nicht mal unser reaktionsschneller Torwart halten konnte. Inzwischen sehr müde gaben unsere Jungs trotzdem nicht auf. Die Abwehr blieb ruhig und schickte immer wieder die Bälle nach Vorn. Fünf Minuten später sprintete Johannes den Leipzigern davon, spielte 3 Abwehrspieler und den Torwart selbstbewusst aus. 2. Tor für Erfurt und überhaupt erst das 4. Gegentor der Saison für ATV!

Während einer unschönen Phase, in der immer wieder ein Erfurter Innenverteidiger wegen einer aufgegangenen Schürfwunde vom Platz geschickt wurde und ein sonst laufstarker Mittelfeldspieler mit der Luft zu kämpfen hatte, nachdem er umgerannt wurde, standen zwischenzeitlich nur noch acht Erfurter Feldspieler auf dem Platz. Keine Überraschung, dass dann das 4. Gegentor fiel.

Am Ende stand es 4:2 für ATV. Vollkommen erschöpft knickten die Jungs nach dem Spiel vor Martin zusammen, der nur Lob für seine A-Knaben aussprechen konnte. Selbst die Leipziger mussten zugeben, dass sie Glück hatten. Tatsächlich hätten wir das Spiel bei vollen Kräften zumindest unentschieden spielen können – wenn nicht sogar mehr. Das war eindeutig das beste Spiel, das sie seit langem gespielt haben. Jungs, ihr wart saustark und könnt ALLE stolz auf euch sein!

Es spielten:

Torwart: Johannes T. / Abwehr: Benedikt (C), Lorenz, Gregor, Ryan / Mittelfeld: Arnulf, Ricco, Jannik, Edgar / Sturm: Johannes R. (2)

Trainer: Martin B.

Text und Bild: Rachel Holzknecht